
Thema Verhütung
Was heisst Verhütung?
Verhütung, auch als Schwangerschaftsverhütung oder Empfängnisverhütung bezeichnet, bedeutet, dass ein Mann und eine Frau Sex, also Geschlechtsverkehr haben können, ohne dass eine Schwangerschaft dabei entsteht. Der Wunsch nach Schwangerschaftsverhütung ist so alt wie die Menschheit, aber sichere Verhütungsmittel gibt es noch nicht so lange. Heute stehen viele verschiedene Verhütungsmittel zur Auswahl, die im Folgenden vorgestellt werden. Die Frauenärztin kann Verhütungsmittel verschreiben und die empfohlenen Kontrolle durchführen.
Die Pille
Mit „Pille“ wird die Anti-baby-pille, eine hormonelle Verhütungsmethode bezeichnet. Es gibt verschiedene Pillen, die sich je nach den verwendeten Hormonen, der Dosierung, aber auch dem Einnahmeschema unterscheiden. In unsern (europäischen) Ländern ist die Pille die häufigste Verhütungsform, besonders bei Jugendlichen. Der Vorteil der Pille ist, dass sie einfach ist in der Anwendung (jeden Tag eine Pille schlucken), jederzeit abgesetzt werden kann und verschiedene positive Wirkungen auf den Körper hat (Blutung, Schmerzen, Haut etc). Ein Nachteil sind die relativ häufigen, harmlosen und die sehr seltenen, aber gefährlichen Nebenwirkungen.
Kombinationspille
Die zwei wichtigsten weiblichen Sexualhormone sind das Östrogen und das Gelbkörperhormon. Bei der Kombinationspille sind beide Hormone vorhanden. Es gibt viele verschiedene Gelbkörperhormone, aber nur zwei verschiedene Östrogene. Man kann die Pillen nach Einnahmeschema, nach Zusammensetzung, nach speziellen Wirkungen oder nach den sogenannten Generationen unterscheiden.
Verschiedene Pillentypen nach Einnahmeschema und Phasen Die Einphasenpille Bei der Einphasenpille, das ist die am häufigsten verwendete Pille, besteht eine feste Kombination der beiden Hormone Östrogen und Gestagen, die über die gesamte Einnahmezeit konstant bleibt. Das bedeutet, dass jede einzelne Pille der Packung dieselben Hormone in derselben Dosierung enthält. In der Packung sind meist 21 Pillen enthalten, dann folgt die Pause von 7 Tagen, danach wird die neue Packung mit wieder 21 Tabletten begonnen. Heute werden niedrige Hormondosen verwendet, man nennt diese Pillen Mikropille. Diese Pillenart ist sehr sicher (Pearl Index: 0,2 - 0,8). Beispiele für Kombinationspillen mit 30mcg Ethinylestradiol (EE): Marvelon, Yasmin, Belara, Gynera, Microgynon 30, Minulet Beispiele für Kombinationspillen mit 20mcg EE: Mercilon, Yasminelle, Meloden 21, Harmonet
Die Pille im 24/4 Einnahmeschema
Ein einfacheres Einnahmeschema ist das 24/4. Dabei sind 24 Tabletten mit Wirkstoff und 4 Tabletten ohne Wirkstoff in der Packung enthalten. Eine Pillenpause muss nicht mehr abgezählt werden, das Blister wird von der ersten bis zur letzten Pille eingenommen und anschliessend direkt das neue Blister begonnen. Durch die verkürzte hormonfreie Pause sinkt der Hormonspiegel weniger stark ab, was sich günstig auswirken kann: Die Sicherheit der Verhütung ist höher, die prämenstruellen Stimmungsschwankungen oft geringer (günstig für Frauen mit PMS), und die Einnahme oft einfacher, da keine Pause mehr abgezählt werden muss. Beispiele von Pillen im 24/4-Schema: Belarina, YAZ, Zoely
Besonders niedrig dosierte Pillen
Zwei besonders niedrig dosierte Pillen, die über 24 Tage eingenommen werden, sind die Mirelle® und Minesse®. Ein Nachteil ist, dass es häufig zu Blutungsunregelmässigkeiten kommt. Geeignet sind sie für Frauen, die auf normaldosierte Pillen mit Nebenwirkungen reagieren. Alternativ kann der Nuva-Ring empfohlen werden, der ebenfalls niedrig dosiert ist, aber zu einem sehr stabilen Zyklus führt.
Pillen mit dem natürlichen Östrogen: Qlaira und Zoely
Seit einigen Jahren sind die ersten zwei Pillen mit dem natürlichen Östrogen (Estradiol bzw. Estradiolvalerat) auf dem Markt. Es sind dies die Pillen Qlaira und Zoely. Qlaira ist eine Vierphasenpille, das Östrogen und auch das Gestagen sind je nach Phase unterschiedlich dosiert. Nur zwei Pillen sind hormonfrei (weisse Pillen), die Hormonschwankung ist dadurch geringer und es muss keine Pillenpause eingehalten werden. Das Gelbkörperhormon der Pille Qlaira ist Dienogest, es wirkt sehr stark auf die Schleimhaut, so dass die Blutung meist sehr schwach wird, was besonders für Frauen mit zu starker Periodenblutung günstig ist. Zoely ist eine Pille Einphasenpille im 24/4-Schema, die ebenfalls die Blutung stark abschwächt.
Pillen mit besonders günstiger Wirkung auf die Haut
Jede Kombinationspille kann sich günstig auf die Haut (Pickel, Akne) auswirken, da die Östrogene die Wirkung der männlichen Hormone hemmen. Zusätzlich kann sich das Gelbkörperhormon günstig auf die Haut auswirken, wenn es die männlichen Hormone hemmt.
Diese spezielle Wirkung ist bei drei Pillentypen vorhanden:
- Diane 35: (wird vor allem bei schwerer Akne eingesetzt) mit Cyproteronacetat
- Yasmin, Yasminelle, YAZ mit Drospirenon
- Belara mit Chlormadinonacetat
- in Deutschland zusätzlich die Valette (mit Dienogest), die in der Schweiz nicht auf dem Markt ist. Bei allen diese Pillen dauert es Monate, bis sich eine Besserung der Haut zeigt. Dies liegt daran, dass sich die Hautzellen nur langsam erneuern. Eine Beurteilung der Wirkung soll frühestens nach 6, besser erst nach 9 oder 12 Monaten erfolgen. Zu Beginn der Behandlung kann sich die Haut auch verschlechtern!
Die Einteilung der Pillen nach Generationen
Heute wird viel von den Generationen bei der Pille gesprochen. Damit ist der Zeitpunkt der Markteinführung einer Pille gemeint. Auf dem Markt ist nur noch eine ältere Pille der zweiten Generation, alle anderen sind dritte oder vierte Generation oder sogenannt antiandrogen wirksam. Verwirrend ist, dass dieselben Inhaltstoffe wegen der vielen Generika ganz unterschiedliche Markennahmen haben. Neue Präparate wie Qlaira oder Zoely lassen sich nicht nach diesem Schema einteilen.
Verhütungspflaster, Patch
Das Verhütungspatch, oft auch Pflaster genannt, ist seit November 2003 in der Schweiz zugelassen. Es handelt sich dabei um ein hormonelles Verhütungsmittel, das wie die Kombinationspille die beiden Hormone Östrogen und Gestagen abgibt. Die Dosierung entspricht der modernen Kombinationspille. Der Vorteil besteht darin, dass keine Pille geschluckt werden muss und dass nur einmal in der Woche das Pflaster gewechselt werden muss. Nach drei Wochen Pflaster folgt eine hormonfreie Woche. Diese Pause von 7 Tagen darf nicht verlängert werden, das neue Patch muss pünktlich aufgeklebt werden. Die Haftung des Patch an der Haut ist gut, die Frau kann damit duschen, schwimmen oder in die Sauna gehen. Nebenwirkungen und Risiken entsprechen denen der Dritt-Generationspille. Gelegentlich kann es durch den Klebstoff zu leichter Hautreizung kommen.
Vaginalring, Verhütungsring
Der NuvaRing ist ein kombiniertes hormonelles Verhütungsmittel und wirkt im Körper wie eine Kombinationspille oder das Verhütungspflaster. Es ist also keine mechanische Verhütungsmethode, auch wenn der Ring in die Scheide eingeführt wird. Der NuvaRing ist ein durchsichtiger, flexibler Ring, der die Hormone Östrogen und Gestagen abgibt. Diese Hormone werden direkt durch die Scheide aufgenommen und in die Blutbahn abgegeben. Die Frau kann den flexiblen Ring zusammendrücken und wie ein Tampon in die Scheide einführen. Er bleibt für 3 Wochen in der Scheide, wird dann entfernt und nach einer Woche Pause wird ein neuer Ring für drei Wochen eingeführt. Die Hormondosierung ist niedrig, vergleichbar den niedrig dosierten Kombinationspillen. Nebenwirkungen und Risiken entsprechen denen der Dritt-Generationspille. Trotz der niedrigen Dosierung ist der NuvaRing sehr zyklusstabil, es kommt eher selten zu Zwischenblutungen. Gelegentlich kann es zu Reizungen in der Scheide oder zu verstärktem Ausfluss kommen. Der Vorteil des Rings ist die längere Wirkdauer von drei Wochen, was insbesondere für Frauen mit unregelmässigem Tagesablauf oder bei Zeitverschiebung günstig ist. Ebenso geeignet ist er für Frauen mit Problemen mit der Verdauung und wenn die Verhütung nicht sichtbar sein soll. Die Sicherheit ist wie bei der modernen Kombinationspille sehr hoch und wird nicht beeinträchtigt, wenn die Frau den Ring einen oder zwei Tage zu lang in der Scheide belässt. Wichtig ist auch hier, dass der neue Ring pünktlich nach der Pause von 7 Tagen eingeführt wird.
Wie wirken kombinierte hormonelle Verhütungsmittel?
In der Kombinationspille, dem Verhütungspflaster und dem Verhütungsring sind jeweils zwei Hormonen enthalten, das Gelbkörperhormon (Gestagen) und das Östrogen. Durch die Einnahme dieser Hormone werden die Eireifung (Wachstum im Eierstock) und der Eisprung verhindert. Daher sind diese Präparate bei regelmässiger Anwendung ein sehr sicherer Schutz vor einer Schwangerschaft, da ohne Eisprung keine Schwangerschaft entstehen kann. Zusätzlich bewirken sie eine Veränderung des Muttermundschleims, so dass die Spermien kaum mehr in die Gebärmutter eindringen können und eine Veränderung der Gebärmutterschleimhaut.
Welche Nebenwirkungen kann die Pille haben?
Harmlose Nebenwirkungen
- Kopfschmerzen
- schwere Beine
- leichte Gewichtszunahme oder Abnahme
- leichtes Brustspannen
- vermehrter, aber normaler Ausfluss
- bei Neuanfang Zwischenblutungen oder Schmierblutungen Tipp beim Auftreten von diesen Nebenwirkungen: Pille weiter nehmen und beobachten, sollten innerhalb von 2-3 Zyklen verschwinden, sonst mit dem Arzt Pillenwechsel besprechen.
Gefährliche Nebenwirkungen
- weniger Menstruationsbeschwerden
- weniger starke Blutung, oft kürzere Blutung
- günstige Wirkung auf die Haut
- weniger Infektionen der inneren Geschlechtsorgane
- seltener Zysten im Eierstock und seltener Eierstockkrebs
- eventuell günstige Wirkung auf Brustschmerzen
Gefährliche Nebenwirkungen
Seltene aber gefährliche Nebenwirkung: Thrombose (Blutgerinnsel in der Vene, meist im Bein). Jede kombinierte hormonelle Verhütung (Pille, Pflaster, Ring) begünstigt die Gerinnung des Blutes. Wenn in deiner Familie Thrombosen oder Embolien vorgekommen sind, dann teile das unbedingt deinem Arzt mit, er wird dann entscheiden, ob du eine normale Pille nehmen darfst oder ob ein erhöhtes Risiko besteht. Sehr selten aber gefährlich: Lungenembolie. Herzinfarkt: Risiko steigt mit dem Alter (> 35 jährig) und bei Raucherinnen sowie bei Bluthochdruck. Auch bei (komplizierter) Migräne, sollte keine kombinierte hormonelle Verhütung genommen werden.
Wie kann ich das Risiko gering halten?
Thrombosen und Lungenembolien treten eher bei Frauen mit bestimmten Risiken auf.
- Familiengeschichte nachfragen und dem Arzt mitteilen (Thrombosen, Lungenembolien, frühe Fälle von Herzinfarkt)
- Rauchen reduzieren oder aufhören
- Übergewicht vermeiden oder auf Normalgewicht abnehmen
- Sport betreiben bzw. sich normal bewegen.
- Bei Bluthochdruck oder anderen gesundheitlichen Risiken oder Problemen mit dem Arzt die geeignete Verhütungsmethode besprechen.
Wann muss ich die Pille sofort absetzen?
In folgenden, seltenen Situationen kann es nötig sein, den Arzt aufzusuchen:
- Einseitige starke Schmerzen, Schwellung eines Beines, ev. Verhärtung eines Beines
- Starke Schmerzen im Brustkorb, atemabhängig, rascher Puls, Atemnot und Husten
- Plötzliche, zuvor nicht bekannte Kopfschmerzen, Sehstörungen, Sprachstörungen
- Gelbsucht
In folgenden, seltenen Situationen kann es nötig sein, den Arzt aufzusuchen:
- Einseitige starke Schmerzen, Schwellung eines Beines, ev. Verhärtung eines Beines
- Starke Schmerzen im Brustkorb, atemabhängig, rascher Puls, Atemnot und Husten
- Plötzliche, zuvor nicht bekannte Kopfschmerzen, Sehstörungen, Sprachstörungen
- Gelbsucht
Hormonelle Verhütungsmittel mit reinem Gelbkörperhormon
- die östrogenfreie Pille
- Hormonspirale
- Stäbchen
- Drei-Monatsspritze
Alle vier Methoden enthalten nur ein Gelbkörperhormon. Sie haben verschiedene Vorteile, aber auch gewisse Nachteile. Der Hauptvorteil besteht darin, dass sie das Thromboserisiko nicht erhöhen. Der wichtigste Nachteil ist die unregelmässige Blutung sowie relativ häufig eine eher negative Wirkung auf die Haut.
Die östrogenfreie Pille (Minipille)
Die östrogenfreie Pille ist eine reine Gestagenpille und enthält nur ein Hormon, das Gelbkörperhormon Desogestrel. Sie wird auch Minipille genannt und ist für Frauen geeignet, die Östrogen nicht vertragen, nicht einnehmen dürfen und auch in der Stillzeit. Die östrogenfreie Pille wird durchgehend, ohne Pause, genommen. Sie hat eine ähnlich hohe Sicherheit wie die Kombinationspräparate, da sie auch den Eisprung hemmt. Dadurch ist der Empfängnisschutz auch gewährleistet, wenn die Einnahme um bis zu 12 Stunden versäumt wurde. Sie führt relativ häufig zu Blutungsstörungen, die sich aber nach einiger Zeit verbessern können. Auch eine Akne kann sich unter der Cerazette® verschlechtern.
Das Verhütungsstäbchen
Implanon ist ein kleines Stäbchen, in der Grösse ähnlich einem Zündholz, aber dünner. Es wird unter die Haut am Oberarm eingelegt und gibt regelmässig über drei Jahre eine niedrige Konzentration an Gelbkörperhormon in den Körper ab. Das Gelbkörperhormon bewirkt einen sehr sicheren Schutz vor einer Schwangerschaft. Der grosse Vorteil ist die Zuverlässigkeit, ohne dass die Anwenderin noch an die Verhütung denken muss. Das Implanon hat aber auch Nachteile. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Blutungsstörungen. Dies kann eine zu häufige Menstruation, eine Dauerblutung oder auch eine unberechenbare Blutung sein. Nach längerer Zeit hört die Menstruation gelegentlich ganz auf. Die Hormonkonzentration ist in den ersten Wochen nach der Einlage höher, was gelegentlich zu Kopfschmerzen, Brustspannen oder Gewichtszunahme führen kann. Diese Nebenwirkungen sollten nach einigen Wochen nachlassen. Wenn das Implanon nicht vertragen wird, kann es jederzeit durch den Frauenarzt/ Hausarzt wieder entfernt werden.
Die Spirale – die Intrauterine Verhütungsmethode
Rund 70 Millionen Frauen wenden heute weltweit zur Empfängnisverhütung die Spirale in verschiedenen Formen an. Es gibt die Hormonspirale und die hormonfreie Kupferspirale oder die Kupferkette.
Die Hormonspirale
Die Hormonspirale, bezeichnet als intrauterines Hormonsystem, gibt es in zwei Grössen, die Standard-Grösse mit der Mirena und ganz neu in der Schweiz die kleine Hormonspirale, die Jaydess. Die Jaydess ist nicht nur kleiner und feiner als die Mirena-Spirale, sie gibt auch weniger Hormone ab und bleibt für drei Jahre in der Gebärmutter, die klassische Mirena für 5 Jahre. Beide Hormonspiralen sind sehr sichere Verhütungsmittel. Sie helfen auch gut gegen Periodenschmerzen und schwächen die Blutung ab. Die Mirena kann als Blutungstherapie bei Frauen, die bei der Periode zu viel Blut verlieren, eingesetzt werden. Sie ist auch eine anerkannte Therapie bei Endometriose sowie als Schleimhautschutz bei Hormongabe in oder nach den Wechseljahren. Die Spirale wird während der gynäkologischen Untersuchung mit einem feinen Führungsinstrument in die Gebärmutter eingeführt. Danach wird per Ultraschall die korrekte Lage bestätigt. Für Jugendliche und Frauen, die noch nie geboren haben, ist die Jeydess-Spirale oft besser geeinget, da sie einen kleineren Durchmesser hat. Die Einlage selber ist oft etwas unangenehm, daher wird sie mit einem Schmerzmittel vorbereitet und es kann auch direkt eine Betäubung des Gebärmutterhalses erfolgen.
Vorteile der Hormonspirale
- Sehr sichere Verhütung für drei (Jaydess) bzw. fünf (Mirena) Jahre
- Schwächere Blutung, mit Mirena häufig nach einigen Monaten gar keine Blutung mehr
- Weniger Periodenschmerzen
- Nur einmal jährliche Lagekontrolle
- Wiedererlangen der Fruchtbarkeit nach Entfernen der Spirale
Nachteile
- Einlage etwas schmerzhaft, manchmal einige Tage danach noch Bauchkrämpfe
- Unregelmässige Blutungen in den ersten Wochen oder Monaten
- Die Spirale kann verrutschen, wodurch die Verhütung unsicherer ist. Dank der Hormonabgabe kommt es aber sehr selten zu Schwangerschaften. Sehr selten: Durchstechen der Gebärmutter bei der Einlage (Perforation) oder späteres Durchwandern der Gebärmutter, die Spirale liegt dann in der Bauchhöhle.
Die Kupferspirale und die Kupferkette
Kupferspiralen und Kupferkette sind für Frauen geeignet, die ganz ohne Hormone verhüten möchten oder müssen, also auch keine Hormonspirale haben können.
Vorteile der Kupferspirale
Hormonfrei, etwas günstiger als die Hormonspirale, hohe Sicherheit, verschiedene Modelle, die meisten sind für fünf Jahre vorgesehen. Die Kupferspirale ist auch etwas günstiger. Die Kupferkette wird in der Muskulatur der Gebärmutter mit einem kleinen Knopf befestigt und hängt dann frei in die Gebärmutterhöhle. Die Einlage ist etwas schmerzhafter als das Einführen einer Spirale.
Nachteile der Kupferspirale und Kupferkette
Im Allgemeinen wird die Blutung unter der Kupferspirale eher stärker und die Menstruationsschmerzen eher mehr, hingegen wird mit der Hormonspirale beides günstig beeinflusst.
Infektionen
Früher wurde angenommen, dass eine Spirale Entzündungen und aufsteigende Infektionen begünstigen würde. Daher wurde Jugendlichen und jungen Frauen von einer Spirale abgeraten. Heute weiss man, dass dies eigentlich so nicht zutrifft, die Hormonspirale bildet im Gegenteil sogar einen gewissen Schutz vor aufsteigenden Infektionen. Unter der Kupferspirale sind Infektionen vermutlich auch nicht häufiger also ohne. Wichtig ist, dass vor der Einlage eine bestehende Infektion vom Arzt ausgeschlossen wird und bei einer neuen Bekanntschaft das Kondom angewendet wird.
Extrauterine Schwangerschaft
Die Spirale schützt sehr effektiv vor Schwangerschaften. Kommt es aber trotz liegender Spirale zu einer Schwangerschaft, dann sollte rasch eine Kontrolle durchgeführt werden, um zu sehen, wo die Schwangerschaft sitzt, denn die Wahrscheinlichkeit, dass diese Schwangerschaft ausserhalb der Gebärmutter (extrauterin), vor allem im Eileiter liegt, ist bei liegender Spirale erhöht. Eine frühere extrauterine Schwangerschaft ist aber keine Kontraindikation gegen eine Spirale.
Die Dreimonatsspritze
Die Drei-Monats-Spritze ist auch eine hormonelle Verhütungsmethode mit einem Gelbkörperhormon. Werden die Abstände von jeweils drei Monaten eingehalten, ist diese Verhütungsmethode sehr sicher. Die Spritze kann in die Muskulatur (Depot-Provera) oder in die Unterhaut (Sayana) verabreicht werden. Häufig kommt es zu unregelmässigen Blutungen oder die Menstruation hört nach längerer Anwendung ganz auf. Für Jugendliche ist diese Methode nicht so geeignet, da Bedenken bestehen, dass durch die reine Gestagenzufuhr zu wenig Östrogen für den Knochenaufbau zur Verfügung steht.
Kondom (Präservativ, Gummi, Pariser)
Was ist ein Kondom?
Das Kondom gehört zu den ältesten und am meisten verbreiteten Verhütungsmitteln. Es ist nicht nur ein Schwangerschafts-verhütungsmittel, sondern hat auch einen wichtigen Platz in der Verhütung vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Kondome werden an verschiedenen Stellen angeboten, in Drogerien oder Warenhäusern. Man sollte nur geprüfte Kondome mit einer bekannten Marke kaufen, auch wenn sie etwas teurer sind. Über die Internetseite noshame können Kondome auch online bestellt werden.
Wie funktioniert das Kondom?
Das Kondom ist eine dünne Gummihülle, die kurz vor dem Geschlechtsverkehr über das steife Glied gerollt wird. Vorne befindet sich ein Reservoir, in dem sich die Samenflüssigkeit nach dem Samenerguss ansammelt. Beim Herausziehen muss das Kondom am Penis gehalten werden, damit die Samenflüssigkeit nicht in die Scheide eindringen kann. Einige Präservative sind aussen mit einer spermienabtötenden Gleitcrème versehen. Diese mindert das Risiko einer möglichen Schwangerschaft und einer HIV-Übertragung und erleichtert das Einführen des Penis. Manchmal kann diese Gleitcrème aber auch die Scheide reizen und zu Schmerzen führen, dann sollte auf ein Kondom ohne Spermizid gewechselt werden..
Die richtige Anwendung und die häufigsten Fehler
Leider kann man bei der Kondomanwendung vieles falsch machen, denn das Kondom ist eine sehr dünne Gummischicht, die leicht einreissen kann. Es braucht Übung, das Kondom richtig anzuwenden und daher ist es auch kein sehr sicheres Verhütungsmittel. Je besser ein Paar mit der Kondomanwendung vertraut ist und je besser sich das Paar kennt, desto sicherer wird das Kondom.
Hier einige Tipps für die Anwendung:
- Beim Herausnehmen und vor allem bei Abrollen sollte es nicht mit den Fingernägeln berührt werden, da ein kleiner Kratzer bereits zum Platzen führen kann
- Das Kondom muss sorgfältig aus der Hülle genommen werden. Dazu muss das Kondom nach unten geschoben werden und die Hülle oben, an der vorgesehenen Stelle eingerissen werden. (Die Hülle nicht mit den Zähnen öffnen!)
- Zuerst feststellen, wie das Kondom abgerollt werden kann und erst dann auf den Penis legen. Nur eine Seite des Kondoms darf mit dem Penis in Berührung kommen. Wenn es falsch aufgesetzt wurde, muss man ein neues Kondom verwenden.
- Der Zeitpunkt: Wenn das Glied steif wird, tritt bereits vor dem Höhepunkt etwas Samenflüssigkeit aus dem Penis aus, die auch Spermien enthält. Daher muss das Kondom früh genug, also vor der Berührung mit der Scheide, übergezogen werden.
- Das Herausziehen: Nach dem Orgasmus wird das Glied schlaff. Deshalb muss beim Herausziehen das Kondom festgehalten werden, damit es nicht abrutscht.
Scheidendiaphragma und Portiokappe
Scheidendiaphragma und Portiokappe sind Barrieremethoden, die von der Frau angewendet werden. Das Diaphragma ist eine Gummikuppe, die vom Arzt in der Grösse ausgewählt wird und das erste Mal unter Anleitung eingelegt wird. Danach kann das die Frau selber machen. Die Portiokappe ist etwas kleiner als das Diaphragma und wird direkt auf die Portio (unterster Teil der Gebärmutter) aufgesetzt. Beide Methoden sind für Jugendliche selten geeignet, da zu unsicher und oft zu kompliziert. Zur Erhöhung der Sicherheit muss das Diaphragma mit Spermiziden kombiniert werden, was häufiger zu Scheidenreizungen führt. Insgesamt ist das Kondom sicherer und meist besser verträglich als Diaphragma oder Portiokappe.
Natürliche Verhütung
Unter diesem Begriff werden verschiedene Methoden zusammengefasst, die alle dazu verwendet werden, den Zeitpunkt der fruchtbaren Tage herauszufinden und in dieser Zeit dann auf den Verkehr zu verzichten. Es sind also Zeitwahlmethoden oder Methoden mit periodischer Enthaltsamkeit. Die unsicherste Methode ist die Knaus-Ogino-Methode: Da wird der Zeitpunkt des Eisprungs nur aus dem Kalender vermutet. Das trifft aber selbst bei Frauen mit ganz regelmässiger Periode nicht immer zu und ist daher eine sehr unsichere Methode. Genauer kann der Eisprung mit der Temperaturmethode erfasst werden: Die Frau misst jeden Morgen um die gleiche Zeit die Körpertemperatur mit einem Thermometer und trägt sie in eine Temperaturkurve ein. In der ersten Zyklushälfte ist die Temperatur niedriger, der Eisprung führt nach 1-2 Tagen zu einem Anstieg der Körpertemperatur um 0,3 bis 0,5° C. Da aber die Fruchtbarkeit bereits vor dem Eisprung beginnt (da die Spermien ja mehrere Tage überleben können), ist diese Methode, auch wenn sie sehr genau durchgeführt wird, keine sichere Verhütungsmethode. Die Symptothermale Methode ist eine Kombination der Temperaturmethode mit der Beobachtung des Muttermundschleims. Sie ist in geübten Händen recht sicher, setzt aber einen regelmässigen Zyklus, ein hohes Mass an Selbstdisziplin und eine regelmässige Lebensführung voraus. Daher ist sie für Jugendliche nicht geeignet. Die Methode beruht auf der Erkenntnis, dass der Schleim, der aus dem Muttermund ausfliesst, sich unter der Hormonwirkung im Zyklus verändert. In der fruchtbaren Zeit um den Eisprung kann er wie ein Faden ausgezogen werden, während er in der ersten Zyklusphase flüssig ist und in der zweiten Phase dickflüssig-zäh wird. Die zyklische Veränderung des Schleims kann auch unter dem Mikroskop beobachtet werden.
«Pille danach»
Es gibt heute zwei verschiedene Medikamente, die als 'Pille danach' bezeichnet werden. Das Ziel ist, mit der Einnahme eine Schwangerschaft zu verhindern. Man sollte sie daher möglichst rasch nach dem ungeschützten Verkehr einnehmen, z.B. wenn das Kondom geplatzt ist, wenn die normale Pille über die zulässige Zeit hinaus vergessen wurde oder der Verkehr ganz ungeschützt war.
Die 'Pille danach' ist keine Abtreibungspille. Sie wirkt hemmend sowohl auf den Eisprung, auf die Befruchtung des Eis und auch auf die Einnistung, falls das Ei doch befruchtet wurde. Ist die Einnistung erfolgt, kann die 'Pille danach' nicht mehr wirken und darf daher nicht mehr eingenommen werden. Die 'Pille danach' ist auch kein eigentliches Verhütungsmittel und sollte nur im 'Notfall' angewendet werden.
Die ältere, bereits seit längerem eingesetzte 'Pille danach' (Handelsname NorLevo) ist ein reines Gelbkörperhormon (Levonorgestrel), aber höher dosiert als die normale Gelbkörperpille (Minipille). Die Sicherheit der Schwangerschaftsverhütung nimmt rasch ab: In den ersten zwei Tagen nach dem ungeschützten Verkehr ist die Wirkung hoch, zwischen 48 und 72 Stunden nach dem Verkehr nur noch mässig, danach wirkt sie so unsicher, dass sie nicht mehr eingenommen werden soll.
Die neue 'Pille danach' heisst ellaOne. Der Wirkstoff ist Ulipristalacetat, ein sogenannter „selektiver Progesteronrezeptor-Modulator“, der sich an den Progesteron-Rezeptor bindet. Der Eisprung wird gehemmt bzw. so lange verzögert, dass es nicht zur Befruchtung kommt. Auch die ellaOne sollte so rasch wie möglich nach ungeschütztem Verkehr eingenommen werden, sie wirkt länger und zuverlässiger als NorLevo und kann bis zu 5 Tagen nach ungeschütztem Verkehr eingenommen werden. Nach heutigem Wissenstand ist sie gut verträglich und sicher, aber beide 'Pillen danach' bieten keinen 100%-igen Schutz vor Schwangerschaft. Wichtig ist auf jeden Fall, nach der Einnahme für den gesamten Zyklus zusätzlich zu verhüten, denn der Eisprung wird nur verschoben.
Welche Nebenwirkungen hat die 'Pille danach'?
Durch die Einnahme der 'Pille danach' kann es dir übel werden, deshalb ist es ratsam, dass du direkt ein Mittel gegen Übelkeit bekommst und mit der Pille einnimmst. Wenn du bis zu zwei Stunden nach Einnahme der 'Pille danach' erbrechen musst, ist die Wirkung unsicher und du musst sie nochmals einnehmen. Nebenwirkungen wir Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Schwindel sind vorübergehend. Die Periodenblutung kann durch die Einwirkung der 'Pille danach' verschoben werden: sie kann entweder zu früh, zu spät oder doch rechtzeitig einsetzen. Wenn sie nicht wie erwartet eintritt, dann mach nach einigen Tagen einen Schwangerschaftstest.
Wie geht es danach weiter?
Wenn du einmal die 'Pille danach' benötigt hast, ist es wichtig, bis zur nächsten Menstruation zusätzlich das Kondom anzuwenden Die 'Pille danach' ist keine sichere Verhütungsmethode, sie sollte ein einmaliger Notfall bleiben und ersetzt auf keinen Fall die regelmässige sichere Verhütung. Um zu entscheiden, welche Verhütungsmethode für dich am besten geeignet ist, lässt du dich am besten von einer Frauenärztin beraten.
Was tun, wenn der ungeschützte Verkehr schon länger zurückliegt?
Sind mehr als 72 Stunden seit dem ungeschützten Verkehr vergangen, kann innerhalb der nächsten Stunden, bis maximal 5 Tage nach dem Verkehr, die neue 'Pille danach', die ellaOne angewendet werden. Dafür musst du möglichst rasch in einer Apotheke eine holen. Eine andere Möglichkeit ist die Kupferspirale. Diese Spirale kann bis zu 5 Tage nach ungeschütztem Verkehr eingesetzt werden und ist sehr sicher. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Spirale gerade als sicheres Verhütungsmittel belassen werden kann, ein Nachteil, dass sie relativ teuer ist und die Einlage etwas schmerzhaft sein kann (vergl. Spirale). Sind mehr als 5 Tage seit dem ersten ungeschützten Verkehr im Zyklus vergangen, muss abgewartet werden, ob eine Schwangerschaft entsteht und danach das weitere Vorgehen überlegt werden.